nachdem der winter im letzten drittel noch mal ordentlich seine zähne gezeigt hat, und sich der mai mit der freigabe der sonnenstunden eher zurückgehalten hat,ist es für mich recht schwierig, ein geeignetes tourenziel für das wochenende zu suchen.
die anfrage für ein hochtouren- oder kletterwochenende kam von meinem gast udo, mit dem ich ....
.... bisher nur im winter unterwegs war.
er ist schmerzfrei mit dem was, wohin und wohin.
ich denk mir cool, da find ich was lässiges das mich auch interessiert.
aber der mai verstreicht und auch im juni scheint der schnee hoch oben eher mehr als weniger zu werden.
meine euphorie verfliegt ein wenig, nachdem sämtliche webcams ein ernüchterndes bild zeigen.
schnee am jubiläumsgrat, schnee am watzmann, schnee an den zinnen, tiefster winter an königspitze und ortler und aucham stüdlgrat.
so wohin?
ich leg mich mal grob auf den glockner fest, denk mir aber gleich, dass ohne schneeschuhe wohl nix gehen wird.
Udo ist einverstanden, der plan schaut folgendermassen aus:
anreise samstag, aufstieg stüdlhütte, übernachtung im winterraum, am sonntag normalweg rauf, runter und heim.
soweit so gut, ganz klassisch.
doch der juni macht weiterhin was er will, die wettervorhersage fürs we schaut sehr traurig aus. der freitag tät vom wetter her passen, der samstag ev. noch bis mittag.
somit wieder rumüberlegen, wie wir's trotzdem angehen können.
von udo kommt das ok, er kann auch am donnerstag mittag schon von der arbeit abhauen. sehr gut.
unser neuer plan: donnerstag anreise und spät am abend noch rauf zur lucknerhütte, am freitag rauf auf den gipfel, runter und heim. konditionell ein wenig anspruchsvoller, aber ich kenn udo ja, er ist ein ,beisser', die fehlende akklimisation macht er durch seinen willen wett.
der abmarsch am donnerstag abend verzögert sich, da udo von nürnberg kommend durch einige baustellen muss.
so starten wir erst nach 22.00 beim lucknerhaus um die knappe stunde zur lucknerhütte aufzusteigen.
angemeldet hab ich uns, somit werden wir von den Wirtsleuten noch erwartet.
ich bin überrascht, dass vor dem eingang noch einige paar tourenski rumstehen.
als wir in die gaststube kommen werden wir von den wirtsleuten freundlich begrüsst, von den anwesenden gästen erstmal kritisch beäugt. nach der frage wohin wir morgen wollen, und der eigentlich logischen antwort, kommt die gleich die frage nach unserer startzeit. wir werden gebeten, erst nach der gruppe loszulegen, da diese einen film über die erstbesteigung vom 28. juli 1800 macht, und den berg noch gerne unverspurt hätte. somit lege ich unsere startzeit auf 5.15h fest, eine gute stunde nach den anderen.
wir hauen uns noch zwei bier rein und legen uns nieder.
als ich am nächsten morgen aus dem fenster schaue, passt erstmal das wetter, und ich sehe das filmteam schon kurz unterhalb des gletschers aufsteigen. der abstand sollte ausreichend sein. morgenwäsche, runter zum frühstück, udo packt noch mal ein paar sachen aus und los geht's.
gemütlich legen wir los, der rucksack ist durch schneeschuhe, lawinensicherheitsausrüstung und steigeisen doch nicht ganz leicht.
nach ungefähr einer stunde entlang des wanderweges beginnt die durchgehende schneedecke. bis hierher hätten wir auch die ski tragen müssen. die nächsten 100 hm hatte der schnee schon die sommerhärte, danach werden die schneeschuhe sehr hilfreich.
durch die schneeschuhe müssen wir nicht den umweg über die stüdlhütte nehmen, sondern können die direkte linie über den gletscher nehmen. auf teilweise tragendendem untergrung, teilweise einbrechend, zum schluss über einen alten lawinenkegel, kommen wir zur drahtseilversicherten passage unterhalb der adlersruhe.
wir wechseln auf steigeisen, lassen die schneeschuhe und auch schaufel, sonde, lvs-gerät zurück und mit deutlich weniger gewicht am rücken geht's dem stahlseil entlang rauf zur hütte.
da die filmcrew erst über dem rücken hinter der hütte verschwindet, machen wir eine längere rast auf der terrasse der hütte. dann folgenden wir der spur bis wir die filmer einholen. sie bitten uns am oberen bahnhof zu warten, da sie den aufstieg übers leitl filmen möchten. wir warten, überholen die "erstbesteiger", und stampfen durch recht tiefen schnee übers leitl zur scharte. udo merkt die höhe ein wenig, ich muss ihm immer wieder eine kleine verschnauf/trinkpause gönnen. der ausblick von hier ist bereits wunderschön, wir befinden uns bereits oberhalb der wolkendecke.
der weitere weg über den kleinglockner zum gipfel gestaltet sich aufgrund einer alten spur sehr angenehm, ich breche nur wenig ein.
durch das wettertechnisch schlechte frühjahr und die immer noch gute schneelage kommen wir fast ohne felskontakt auf den gipfel. nur kurz nach der glocknerscharte geht's ca. 10m über eine felsplatte mit guten griffen.
wir kommen nach guten fünf stunden am gipfel an, udo ist geschafft und sehr, sehr glücklich endlich am höchsten punkt österreichs zu stehen. und das auch noch ganz alleine, weit und breit kein mensch zu sehen. somit sind wir zwei im moment die zwei höchsten österreicher. das wetter spielt für den erlebnisfaktor auch noch mit. immer steigen nebelfetzen auf und geben dem ganzen eine etwas mystische atmosphäre. wir sind wirklich über den wolken, ganz kurz schaut auch noch der venediger raus, dann gibt's rundum nur noch wolken unter und strahlend blauen himmel über uns.
wir fotografieren und geniessen die ruhe hier oben. nach fast einer stunde dränge ich udo zum abstieg, der weg runter bis zum lucknerhaus ist noch lang, und wir wollen ja beide heute noch heim zu unseren familien. ich mahne udo zur konzentration und so geht's rechts flott runter zum schartl und wieder rauf zum kleingkockner. dort treffen wir die filmcrew, die sicher noch einen langen arbeitstag vor sich hat. aufgrund des tiefen schnees im leitl nehmen wir die direkte linie runter was erstens deutlich schneller geht, und zweitens auch noch viel angenehmer zum laufen ist. nach einer pause auf der Terrasse der adlersruhe und dem abstieg über den klettersteig wechseln wir wieder auf die schneeschuhe, packen alles ein und hoffen das der Schnee noch halbwegs gut zum runterlaufen ist. die hoffnung war umsonst, trotz schneeschuhen wird der abstieg härter als erwartet. oben im steilen fast noch zu hart für die schneeschuhe, ziehen wir sie nach dem ersten recht rutschigen hang wieder aus, um sofort mindestens knietief einzusinken. ich versuche den alten lawinenkegel zu nützen, und so kommen wir ziemlich mühsam auf den flacheren gletscherteil.
die schneeschuhe wieder an, trotzdem macht uns der sehr wechselhafte untergrund zu schaffen. als wir aber sehen dass sich einige Seilschaften ohne ski oder schneeschuhe in der brütenden hitze über den gletscher raufquälen sind wir doch wieder ganz froh über die schneeschuhe. die aufsteiger sinken teilweise bis übers knie ein. endlich erreichen wir die schneefelder mit der tragenden schneedecke, wechseln wieder auf die bergschuhe als "rutschutensil" und kommen so recht gut zum platz wo wir die shneeschuhe im aufstieg montiert haben. udo will den wanderweg zur hütte absteigen, ich dränge in dazu stattdessen die kleinen schneeflecken noch auszunützen,. im aufstieg heute morgen habe ich mir eine schnellere abstiegsvariante angeschaut. die letzten 5 Minuten zur lucknerhütte sind für udo kein problem mehr, der durst treibt uns zur hütte. wir trinken, essen und freuen uns. nach einer weiteren halben stunde abstieg kommen wir zum auto und sind froh aus den schuhen raus zu kommen.
ein letzter blick zum gipfel und los gehts mit dem auto richtung hopfgarten, wo ich mein auto stehen hab.
wir verabschieden uns und haben schon neue pläne im kopf. ich setz mich ins auto und lass den tag beim heimfahren ein wenig revue passieren.
im prinzip haben wir alles richtig gemacht, und viel glück mit dem wetter gehabt.
auch scheint mich der glockner zu mögen, ich war die letzten drei mal immer ganz alleine am gipfel.
hoffen wir, dass das beim nächsten mal auch so ist. ich werde jedenfalls mein bestes dazu tun und wieder versuchen ein wenig azyklisch zu planen.
Lg
Paul