nach einer tourenwoche im ötztal und der wetterbedingten absage einer wildspitzüberschreitung, habe ich endlich mal wieder zwei tage zeit, die ich mit meinen kindern und meiner frau verbringen kann.
aber bereits am sonntag abend gehts für mich wieder ins auto ....
.... ich fahre raus ins wallis, um mit andreas und marc ein paar tage auf den hohen bergen rund um saas fee zu verbringen. wir haben schon einige touren miteinander gemacht, waren u.a. zusammen im ötztal, in der bernina, im berner oberland, im ortlergebiet und am venediger unterwegs. der auftrag war eine schöne woche mit nicht allzu langen und nicht zu schwierigen touren zu verbringen. die beiden legen weniger wert auf das sammeln von bekannten gipfeln, es geht vielmehr um das erlebnis an sich, natürlich reizen rund um saas fee aber die hohen berge.
so fahre ich gegen 21.00 am sonntag abend los und plane, mich irgendwo im auto ein paar stunden hinzulegen, um am montag früh ausgeruht in saas fee startklar zu sein.
gegen ein uhr versäume ich die abzweigung nach andermatt und muss folglich durch den ganzen gotthardtunnel bis airolo fahren. der anschliessende rückweg über den nufenenpass ins rhonetal ist übermüdet ein abenteuer für sich:
eine abenteuerliche strasse, zahlreiche hirsche und rehe, sowie das reaktionsvermögen eines 90zig-jährigens meinerseits, zwingen mich gegen zwei uhr eine schlafpause einzulegen.
gut ausgeruht fahre ich am montag morgen gegen neun uhr die letzten 1,5h weiter nach saas grund, wo wir uns am parkplatz der hohsaasbahn treffen.
wir checken die ausrüstung und nehmen aufgrund der mittagspause des hochstaldenliftes in saas almagell die bahn bis zur station kreuzboden, um anschliessend den höhenweg bis zur almagelleralp und weiter zur almagellerhütte zu nehmen.
andreas legt mal gleich ein flottes tempo vor. ich bin überrascht, die beiden scheinen sich gut vorbereitet zu haben.
im anstieg von der alp zur hütte bemerke ich, dass marc trotz des gemütlichen schrittes ziemliche probleme bekommt. so übernehme ich den job des tempomachers, um beide noch fit nach oben zu bringen. marc hat trotzdem stark zu kämpfen, komisch, normalerweise ist er der fittere der beiden, auch er weiss nicht was los ist. ich beruhige ihn, normalerweise schaut die welt morgen früh wieder ganz anders aus.
nach dem abendessen und dem anschliessenden 01. august feuerwerk zum nationalfeiertag der schweiz hauen wir uns ins bett.
wecken ist um kurz vor vier, wir wollen über den südgrat aufs weissmies und anschliessend über die nw-flanke runter nach hohsaas und noch weiter auf die weissmieshütte.
am dienstag starten wir gegen 04.30, ich gehe bewusst ein sehr langsames tempo, erinnere die beiden immer wieder bedächtig und konzentriert zu steigen um kraft zu sparen. nach ca. einer halben stunde sagt marc, dass er so sich ausserstande sieht, heute noch weiter aufzusteigen, geschweige denn einen, wenn auch leichten, viertausender zu überschreiten. so steigt er alleine ins tal ab, ich und andreas werden weiter aufsteigen. wir vereinbaren, uns gegen mittag zusammenzurufen, und zu überlegen, wie's die nächsten tage weitergehen soll.
andreas und ich erreichen als letzte seilschaft den zwischenbergpass, die wolken- und sonnenaufgangsstimmung hier oben ist heute sehr speziell.
von hier hat man zwei möglichkeiten: entweder komplett über den einfachen blockgrat, oder ein wenig östlich davon über schnee- und gletscherreste bis ca. 3700m, und erst dann über den steiler werdenden grat zum vorgipfel.
ich entscheide mich für steigeisen und schnee, die meisten anderen teams für die gratvariante.
andreas tut sich im weglosen, steinigen gelände immer ein wenig schwer, und so denke ich dass ein weg dem er seinen rythmus aufzwingen kann, für uns die bessere alternative ist. wir kommen auch recht gut voran, überholen sogar einige seilschaften.
am felsigen, trockenen südgrat angekommen, kommen die steigeisen wieder in den rucksack, und wir beginnen mit der einfachen, aber trotzdem sehr schönen kletterei.
andreas kommt immer wieder aus der puste, ich ermahne ihn immer wieder langsamer und in kleineren schritten zu klettern, und dafür weniger oft stehen zu bleiben.
ich und andreas haben eine spezielle beziehung, ich hab's im mal so erklärt: ich bin beim bergsteigen neben den sicherheitstechnischen aspekten auch dazu da, ihm in den arsch zu treten. er braucht manchmal jemanden, der ihm die füsse in fahrtrichtung stellt ;-)
am vorgipfel auf 3987m endet der felsteil, die letzten meter zum hauptgipfel bestehen aus einem sehr fotogenen, schön geschwungenen firngrat. leider ist die fernsicht heute nicht ideal, wolken versperren den blick nach süden zum lago maggiore.
am gipfel bläst uns ein stürmischer wind entgegen, und so fällt die gipfelrast auf andreas's zweiten 4000er nach dem bishorn nur kurz aus.
wir folgen der breit ausgetretenen spur durch die wild vergletscherte nw-flanke, zügig gehts nach unten, ich versuche im eisschlaggefährteten teil so wenig zeit wie möglich zu vertrödeln.
die spur ist noch genau so angelegt wie wir sie bei der ersten begehung der flanke im juni gemacht haben.
als wir den gletscherrand und somit die bergstation hohsaas erreichen ist andreas ziemlich am arsch, nichtsdestotrotz war das heute eine gute leistung von ihm.
auf hohsaas essen und trinken wir und telefonieren mit marc. er will abreisen.
andreas und ich besprechen unsere möglichkeiten, und auch aufgrund einer für von donnerstag auf freitag angesagten kaltfront, beschliessen wir ins tal zu fahren, und auf das morgen geplante fletschhorn zu verzichten.
stattdessen verlege ich unsere reservierungen auf der mischabelhütte und bordierhütte einen tag nach vor, was kein problem darstellt.
wir treffen marc im tal und können ihn überzeugen erst morgen heimzufahren.
wir suchen uns einen campingplatz, duschen,grillen und planen morgen auf die mischabelhütte aufzusteigen, um donnerstag über das nadelhorn zur bordierhütte zu gehen.
marc bleibt dabei, dass er sich dieses jahr nicht mehr in der lage sieht uns zu begleiten.
am nächsten morgen spreche ich nochmal mit marc. er fühlt sich gut und wir beschliessen, dass er zumindest einen teil des aufstiegs zur mischabelhütte mit uns gehen soll. wenn er merkt dass es nichts wird, kann er immer noch umdrehen.
ich schlage ein sehr langsames tempo an, marc fühlt sich gut, und so kommen wir gegen 14.00 uhr nach einem sehr kurzweiligen augstieg auf der spektakulär gelegenen mischabelhütte an. trinken, essen, fotografieren und schlafen lautet der plan für den nachmittag.
tagwache und frühstück ist wieder 04.00 uhr, also nach dem abendessen und dem obligatorischen ,einschlaf-rotwein' ab ins bett.
um halb fünf gehts am nächsten morgen los, die ersten 45min bis zum erreichen des gletschers verlaufen über einen steig einem felsrücken entlang.
ich will meinen beiden männer schonen, und so haben wir recht schnell eine ziemliche schlange an nadelhornaspiranten hinter uns.
wir lassen sie vorbei, kommen aber aufgrund einiger verhauer der anderen trotzdem wieder zeitgleich am gletscherbeginn an.
über den flachen gletscher gehts parallel zu doch recht grossen spalten unter das windjoch. über den sich aufsteilenden hang erreichen wir gleichzeitig mit den ersten sonnenstrahlen das joch.
zeit für eine erste pause. vor uns liegen noch ca. 500hm firngrat und einige leichte felsen bis zum gipfel.
ich lege drei pausenplätze fest, und mit diesen fixen rastpunkten kommen wir rasch bis zu den gipfelfelsen.
die letzten 80 bis 100hm bestehen aus eher einfachem kombinierten gelände, leider merkt man marc die schlechte verfassung besonders in diesem gelände an, er fühlt sich nicht wohl und ist sehr unsicher.
am ausgesetzten gipfelfelsen angekommen binde ich die beiden am gipfelkreuz fest, wir rauchen eine zigarette und ich fotografiere.
der ausblick ist beeindruckend.
nach der rauchpause machen wir platz für die anderen seilschaften und steigen am aufstiegsweg wieder ab in richtung windjoch.
dort entscheide ich, das ulrichshorn am weg zur bordierhütte auch noch mitzunehmen. marc ist darüber nicht sonderlich begeistert, aber der direkte abstieg vom windjoch zum riedgletscher ist steil und wir müssten über einen unangenehmen bergschrund. so quäle ich marc, und auch andreas die 70hm und gut 15 min noch rauf aufs 3925m hohe ulrichshorn. alleine stehend wäre dieser berg ein absolut lohnendes eigenes ziel, durch die nachbarschaft der umliegenden 4000er geht der gipfel leider ein wenig unter.
oben angekommen suche ich nach der vielgerühmten aussichtsbank und finde diese (logischerweise) im windschatten unterhalb der gipfelwächte. wir setzen uns nieder, geniessen die warme sonne und das beeindruckende panorama. ich lasse marc und andreas heute das erste mal richtig zur ruhe kommen und hoffe, dass ihre energiereserven für den weiteren abstieg zurückkommen.
nach der pause steigen wir über einen steilen gletscherrücken auf den riedgletscher ab und folgen dem fast ebenen gletscherbecken bis unter den nw-sporn des balfrins. ich weiss, dass der gletscher von hier an sehr stark zerklüftet, und die beste möglichkeit zum durchstieg meist am ostrand ist. nachdem wir diesen spannenden teil hinter uns gebracht haben, queren wir noch ca. 10 minuten die östlichste der drei gletscherzungen und erreichen so den gletscherrand.
steigeisen und gurt aus, und erstmal eine sitz- und rauchpause.
die letzten 300 hm zur bordierhütte legen wir dann auf einem überraschend guten steig zurück.
die hütte ist klein, wir sind vorläufig die einzigen gäste, später werden noch zwei dazustossen.
nach 2 bieren und ein paar nudeln hauen wir uns zur wohlverdienten nachmittagssiesta nieder.
während der nacht können wir die angekündigte front schon wahrnehmen, der wind pfeift und regen prasselt ans zimmerfenster.
am nächsten morgen hat es zwar keinen schnee, draussen ist's aber sehr ungemütlich. gut, dass wir nur noch absteigen müssen.
gegen 8 machen wir uns mit wetterfester kleidung an den weg ins tal, es sind ca. 1200 hm die vor uns liegen.
nach ein paar gletscherschliffplatten, einer markierten gletscherquerung und ein bisschen moränenstolperei kommen wir auf den guten und landschaftlich schönen wanderweg, der uns zum alpje auf ca. 2100m führt.
nach weiteren 500hm abstieg erreichen wir den weiler gasenried, von wo aus wir per taxi zurück nach saas fee chaufiert werden.
marc und ich machen uns klar zur heimreise, andreas bleibt noch eine nacht, und will die gegend morgen noch mit dem bike unsicher machen.
ich fahre direkt heim nach obergurgl,
ich möchte meine kinder heute vor dem zu bett gehen noch sehen.
die wetterbedingte planänderung in saas fee gibt mir einen tag mehr zeit für meine famile. dieses wochenende hat für mich somit vier tage, es geht erst am mittwoch weiter.
den zeitraum von diesem sonntag bis dienstag habe ich bereits im frühjahr für meine kinder und meine frau geblockt.
in der saison eine seltenheit, ich freu mich sehr darauf.