am 04. september fahre ich gegen mittag in obergurgl los, ich treffe mich heute mit bernd und uschi in saas fee. ausgemacht ist ca. 19.00, wir wollen zusammen zu abend essen.
die idee ist, eine woche tagestouren vom hotel in saas fee aus zu machen. gegen ende der tage werden bernd und ich einen versuch aufs matterhorn wagen, sofern die bedingungen und bernds kondition dafür sprechen.
untergebracht sind wir ....
.... im 'the dom' direkt im ort, dem ältesten hotel in saas fee. vom hotel aus wurde 1953 in 15h das gipfelkreuz auf den höchsten schweizer berg getragen.
also ein historischer ort, ich bin gespannt.
die anreise dauert (wie fast jedes mal) wieder länger als geplant, ich storniere dass abendessen, stoppe dafür schnell noch beim mc in brig.
im hotel setzen wir uns noch kurz zusammen, ich bin müde.
der plan, morgen als eingehtour und zur akklimatisation das breithorn vom kleinen matterhorn aus zu machen, stösst auf wenig gegenliebe.
uschi ist dieses frühjahr von einer leiter gefallen, sie fühlt sich unsicher und auch zu wenig trainiert um auf hohe berge zu steigen.
so hat diese woche bernd vorrang, uschi will eigenständig ein bisschen rumwandern.
der wetterbericht für morgen montag ist eher durchwachsen, es soll aufgrund einer durchziehenden kaltfront den ganzen tag über immer wieder regnen und schneien.
bernd und ich beschliessen den klettersteig am jägihorn zu machen, ein gutes warm up um sich an den fels und die ausgesetzheit zu gewöhnen.
mit dem ehepaar muermans bin ich heuer zum dritten mal unterwegs.
wir haben bisher eine stubai- und eine ötztal durchquerung zusammen gemacht.
uschi tut sich im weglosen, schwierigeren gelände eher schwer, bernd mag es ausgesetzt und unübersichtlich, er ist trittsicher. und so reifte letztes jahr die idee, das matterhorn zu versuchen falls die bedingungen passen.
die beiden verbringen jeden sommer rund einen monat beim wandern und bergsteigen in den alpen, eine woche davon mit mir. dieses jahr waren sie im pitztal und in sulden und sind gleich im anschluss gut akklimatisiert in die schweiz gefahren.
der montagmorgen bringt nasses und kaltes wetter, wir wollen den klettersteig trotzdem versuchen.
abhärten fürs hörnli.
bereits beim zustieg ist's empfindlich kalt und stark boeig, nach den ersten metern am stahlseil frieren wir beide an den fingern.
trotzdem gehen wir weiter, üben das klettern und spielen die verschiedenen führungstechniken ein wenig durch.
es ist durch den wind bitterkalt und die nässe lässt uns ganz schön frieren.
nach rund fünf stunden haben wir unsere runde abgeschlossen, ich bin zufrieden. bernd bewegt sich gut, schauen wir mal wie er die höhe verträgt.
zurück im hotel geniesse ich den komfort einer gehobenen unterkunft, grossteils schlafe ich im sommer doch eher sehr einfach.
mal was anderes, wär auch zum gewöhnen.
am nächsten morgen fahren bernd und ich mit den liften rauf zum mittelallalin, wir wollen über den feekopf und die eisnase auf den alphubel. ein wenig höhenluft schnuppern. die grundidee lautet, nach dem gipfel abstieg zur täschhütte und zur täschalp, uschi wird uns dort mit dem auto abholen.
der rückweg nach saas fee ist aufgrund des neubaus der spielbodenbahn nur über den feekopf möglich, ich denk nicht, dass sich der letzte zug für uns ausgeht.
die kletterei vom feejoch zum kopf gestaltet sich als einfach, aber durchaus schön. ganz anders als im juni, da war die ganze sache äuserst mühsam und auch viel exponierter.
die kurze steilstufe vor dem alphubelgipfel ist fast blank, bernd kommt auch aufgrund der höhe ein wenig an seine körperlichen grenzen. nach dem abstieg über die no-flanke auf das alphubeljoch entscheide ich mich, die streckenmässig kürzere variante über unseren aufstiegsweg zurück zu den liften zu machen.
wir waren bisher sehr flott unterwegs, zeitlich dürfte sich dadurch die letzte bahn locker ausgehen. wir haben halt 100hm gegenaufstieg auf den feekopf und die kletterei im abstieg.
alles training fürs hörnli 😉
am mittwoch gehen wir zusammen mit uschi aufs allalinhorn. bernd macht es nichts aus, die strecke zum feejoch nochmal zu gehen, wir wollen eine tour zusammen mit uschi machen.
für uschis 'erste echte gehversuche' ist das allalin perfekt. sie macht ihre sache wirklich ausgezeichnet, ohne schwierigkeiten schafft sie den auf- und abstieg, und kann die ganze tour auch noch sichtlich geniessen.
ein guter tag.
bernd und ich sprechen offen über das matterhorn, meiner meinung nach stehen unsere chancen knapp zu unseren gunsten. von den technischen skills hat er es drauf, sorgen macht mir die dünne luft, ich hoffe bernd geht der saft nicht aus.
aber wir wollen es versuchen.
die hörnlihütte ist aufgrund der guten bedingungen wieder pumpvoll, ich bereite bernd auf die ungewohnte situation (rat race ;-)) morgen früh vor.
auch trainieren wir die ersten kletterneter des morgigen anstieges heute noch zusammen, bernd soll wissen, was auf ihn heute nacht zukommt. das wissen dass man es locker draufhat, lässt die leute meist besser schlafen, und relaxter vor den ersten fixseilen warten.
wir starten in der hinteren hälfte, folgen dem stirnlampenwurm bis unters erste fixseil. nach ca. 30 minuten wartezeit sind wir endlich an der reihe, los gehts.
bernd kommt bereits nach dem ersten aufschwung nicht mehr aus dem atemholen raus, ich fahr das tempo runter, jetzt heissts aufpassen, er muss sich wieder erholen.
trotz unseres relaxten schrittes kommt bernd nicht mehr richtig in die gänge, er ist so einen kaltstart und das doch sehr unrythmische steigen nicht gewohnt.
mir machen recht weit unten bereits die erste pause und als er kurz drauf wieder eine braucht, weiss ich dass das heute mit dem gipfel nichts mehr wird.
es ist einfach nicht sein tag, rein von den bergsteigerischen fähigkeiten hät er es drauf.
ich dachte eher, dass es ab der schulter schwer für ihn werden wird, niemals hätt ich bereits nach dem ersten drittel mit problemen gerechnet.
wir machen eine umkehrzeit fest, bis dahin wollen wir den aufstieg noch fortsetzen und auch geniessen.
kurz nach 09.00 kommen wir zur solvayhütte, bernd hat sich wieder ein wenig gefangen und wird eher besser als schlechter.
nichtsdestotrotz beschliessen wir zu stoppen, wir sind einfach ein wenig zu spät dran und auch zu langsam.
bernd will unbedingt den letzten lift vom schwarzsee ins tal schaffen, bei einem gipfelversuch müssten wir zu hundertprozent noch eine nacht auf der hörnlihütte bleiben. also stop.
wir besteigen noch die obere mosleyplatte und den solvayspitz, eine felsnadel direkt oberhalb der nothütte (ca.4020m)
gemütlich sitzen wir in der sonne, beobachten die anderen langsamen seilschaften, einige davon werden heute wohl irgendwo draussen am berg schlafen müssen. wir zählen gottseidank nicht dazu.
nach einer ca. halbstündigen pause machen wir uns an den abstieg, bei dem ich bernd tlw. abseile und wir den rest zusammen absteigen.
nach pausen auf der hörnlihütte und am schwarzsee beenden wir unser matterhornabenteuer gegen 14.00 im zermatt.
wir waren heute sicher das entspannteste team am berg.
schön wars, auch ohne gipfel.
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