am sonntag direkt nach meinem ätna abenteuer breche ich mit friso, einem holländischen gast von mir zu einer silvrettadurchquerung auf. wir treffen uns um acht uhr an der autobahnraststätte in mils bei imst.
ich komme ein wenig zu spät, denn eigentlich ....
....hätte ich diese tourenwoche mit meiner neuen, sündteuren telemarkausrüstung machen wollen. leider scheint diese qualitativ nicht gleich gut wie teuer zu sein, nachdem ich sie letzte woche ausgerissen und komplett verbogen habe, bemerke ich samstag abend dass auch beide steighilfen nach einer einzigen tour bereits gebrochen sind. trotz kurzem boxenstopp in ötz (danke markus) traue ich mich nicht eine ganze woche damit unterwegs zu sein. schade. muss ich sie halt übernächste woche beim freeriden in andermatt benutzen.
friso und ich fahren nach ischgl, sortieren die ausrüsrung und verbringen den sonntag mit pistenskifahren und ein wenig freeriden. am späten nachmittag fahren wir von der bergstation des piz val gronda zur heidelbergerhütte ab. endlich mal ein angenehmer hüttenzustieg 😀.
bisher hat mir immer vor der silvretta gegraut, die hütten sind riesig und dementsprechend ist auch auf den bergen sehr viel los. mit friso plane ich dieses gebiet ein wenig abseits der standardrouten zu durchqueren, nach der lawinenintensiven vorwoche sollte sich die situation hierfür zum guten für uns gewendet haben. hoffentlich haben die hänge nach der massiven entladung am do/fr letzte woche überhaupt noch ein wenig schnee.
am montagmorgen fühlt sich friso nicht gut, er hat schlecht geschlafen und erbrochen. somit schliessen wir uns der masse an und brechen richtung breite krone/kronenjoch auf. dieser übergang zur jamtalhütte stellt die einfachste wechselmöglichkeit des tals dar.
am kronenjoch verzichten wir auf die breite krone und fahren gleich richtung jamtalhütte ab. friso fühlt sich immer noch nicht gut, meine alternativroute über den pfannknecht welche skifahrerisch um einiges interessanter gewesen wäre, fällt somit leider auch flach.
es ist wichtig dass friso sich erholt, wir haben diese woche noch einiges vor.
für dienstag ist die überschreitung der hinteren jamspitze und die abfahrt zur tuoihütte auf schweizer seite geplant.
wir starten als erste gruppe und steigen anfangs flach dem talboden entlang auf um dann am östlichen rand des jamferners zum gipfelaufbau der jamspitze zu gelangen. friso gehts viel besser, ich mache ihm immer wieder eine ein wenig flachere spur als die vorhandene. ich habe noch nie soviele schlechte spuranlagen wie diese woche gesehen: entweder unglaublich steil oder immer im wechsel zwischen supersteil und brettel eben. komischerweise sind ich und ein allgäuer bergführer die einzigen, die sich die mühe machen eine gleichmässigere, sinnvolle aufstiegsspur anzulegen.
wir sind bereits nach knapp drei stunden am gipfelkreuz der jamspitze angelangt, eigentlich viel zu früh um den rest des tages auf der hüttenterrasse zu verbringen.
friso und ich beschliessen noch rüber zur vorderen jamspitze zu gehen um anschliessend wieder auf den jamtalferner abzufahren und im anschluss auf die ochsenscharte aufzusteigen. dort werden wir je nach verfassung entscheiden ob wir die dreiländerspitze noch mitnehmen, oder direkt über den vermuntpass zur tuoihütte abfahren.
von der ochsenscharte steigen wir mit den skiern noch bis zum felsbeginn/skidepot. friso hat ein wenig zu kämpfen, und so entscheiden wir auf den gipfel zu verzichten. da der grossteil der skitourengeher anscheinend pulverschneeresistent zu sein scheint, können wir richtung vermuntpass einiges an unververspurten pulver geniessen. die anderen 100+ leute die die letzten tage vor uns hier oben waren haben sich alle brav an den unmittelbaren bereich der aufstiegsspur gehalten. danke dafür 😉.
von der südseitigen abfahrt vom vermuntpass runter zur tuoihütte habe ich mir eigentlich nicht viel erwartet, der schnee ist aber auch hier 1a zu fahren.
die tuoihütte ist uneingeschränkt zu empfehlen, es ist eine richtige wohltat mit nur wenigen leuten den abend in einer kleinen, top geführten hütte zu verbringen.
der nächste morgen führt uns über recht steile hänge und flache gletscherbecken um die plan da mezdi herum auf die fuorcla dal cunfim.
von dort erreichen wir in kurzer zeit das skidepot unseres höchsten gipfels dieser woche: des piz buins.
mit steigeisen bewaffnet und kurzer seilsicherung an den schlüsselstellen stehen wir kurz vor mittag auf dem gipfel des piz buins.
es ist windstill, die fernsicht unglaublich und ausser uns hat's gerade mal sechs weitere personen am berg.
um unser tagesziel die silvrettahütte zu erreichen, müssen wir am gegenaufstieg zur fuorcla dal confim wieder kurz auffellen und nach einer mühsamen abfahrtsquerung noch mal zum silvrettapass aufsteigen.
mir ist die ganze sache zu umständlich und so ändern wir unseren plan: das ziel silvrettahütte bleibt, nur der weg dorthin ändert sich: wir fahren von der buinlücke ein stück über den ochsentaler gletscher ab (wir sind schliesslich auch zum skifahren da) und steigen ca. 200hm in richtung silvrettahorn/egghornlücke auf. mir leuchtet diese variante einfach mehr ein als die klassische route.
am übergang angekommen erwartet uns eine, durch den gletscherrückgang steiler gewordene abfahrt auf den silvrettagletscher. der schnee ist bescheiden, am gletscher angekommen fahren wir gemütlich über die sehr flachen böden in richtung hütte.
die letzten meter werden durch den total durchfeuchteten schnee nochmal zur skitechnikprobe, müde erreichen wir unsere unterkunft.
am donnerstag unserem vorletzten tag habe ich eigentlich das silvrettahorn und die wiesbadener hütte geplant, irgendwie passt mir diese route aber nicht mehr.
weniger wegen den verhältnissen, mehr wegen dem total zerfahrenen ochsentalergletscher und dem langen gletscherhatsch zum silvrettahorn.
ich schlage friso eine etwas längere, dafür aber viel reizvollere tour vor:
der plan ist, über die rote furka zum klostertaler gletscher zu queren und auf die schneeglocke zu steigen.
meiner meinung nach lohnt diese tour viel mehr: erstens sehen wir dabei einen neuen teil der silvretta, zweitens bin ich mir sicher dass wir auch noch guten schnee bei der abfahrt finden werden.
einzig der lange wiederaufstieg zur wiesbadener hütte könnte dieses erlebnis noch ein wenig schmälern.
aber: wat mut dat mut!
und wie erhofft wird dieser tag das highlight dieser runde:
durch den frühen aufbruch sind wir alleine unterwegs und die abfahrt übertrifft unsere erwartungen: wir wählen eine route die die nordexponierten bereiche des geländes ausnutzt - somit fahre ich den ersten richtigen, lockeren pulver dieses winters für mich.
an der klostertaler umwelthütte legen wir uns in die sonne - ein guter tag.
ich mag solche etappen, ich habe das gefühl, ein guten job gemacht zu haben.
am südende des stausees heisst es nun aber nochmal auffellen, die eineinhalb stunden entlang der ratrackspur zur wiesbadener hütte werden bei der affenhitze ein wenig zur willensprobe. friso scheint dieser hüttenzustieg weniger auszumachen als mir, er nimmts locker - ich jammere viel mehr als er 😩
auf der hütte freuen wir uns über den gelungenen tag, und wie zur belohnung bekommen wir beide ein einzelzimmer zugeteilt.
wir haben's uns aber auch verdient :-).
morgen ist unser letzter tourentag, die wiesbadener hütte habe ich bewusst als unterkunft ausgewählt: friso möchte morgen zumindest noch ein stück richtung heimat fahren und auch ich freue mich sehr auf meine frau und meine kinder. umso früher ich daheim bin umso besser.
wir werden morgen richtung bieltaljoch aufsteigen und je nach 'pistenzustand' dieser standardhüttentour einen zielpunkt auswählen.
am nächsten morgen sind wir die ersten die aus der hütte kommmen, friso ist mit jedem tourentag organisierter geworden und wir somit früher aus der hütte draussen.
er ist generell recht flott damit sich zu organisieren.
ich mag das, warten ist nicht meine beste eigenschaft 😉.
wir entscheiden uns für eine der autobahnähnlichen aufstiegsspuren und erreichen in kurzer zeit das bieltaljoch. der hang richtung rauhekopf ist bereits pistenähnlich eingefahren, also nicht all zu verlockend für uns.
ich entscheide mich für eine recht steile querung ins nächste kar, ev. gibt der nordseitige direktanstieg zur haagspitze etwas her.
kurz nach passieren des rückens dann die grosse ernüchterung: der komplette hang hat sich (wahrscheinlich schon letzte woche) richtung talboden verabschiedet.
da eine abfahrt von hier durch das bieltal schneetechnisch alles andere als verlockend ausschaut, beschließe ich noch zur totenfeldscharte aufzusteigen.
es wäre schade diese schöne woche am letzten tag noch zu 'verhunzen'.
während der fast halbstündigen querung über den riesigen lawinenkegel richtung totenfeldscharte kommt mir der gedanke wo dieser übergang wohl den namen her hat :-(.
an der scharte angekommen biete ich friso noch ein kleines schmankerl an: optional könnten wir ins jamtal abzufahren. die dafür nötige abseilerei über die wechte schreckt ihn nicht ab und so kommt er in den genuss einer für ihn aussergewöhnlichen einstiegsvariante.
die weiteren hänge runter zur jamtalhütte sind ideales skigelände, die stark wechselnden schneebedingungen geben der abfahrt aber nochmal einen besonderen reiz ;-). ich kann dabei auch das wieder zusammenfalten meines airbagsystems üben, nach einem recht harten köpfler habe ich mein volumen um 180l erhöht :-).
da wir noch vormittags durch das jamtal rausfahren, laufen auch die ski noch recht gut, ich bin aber heilfroh als wir die ersten häuser in galtür erreichen. dieses elendig lange tal muss ich hoffentlich nie zu fuss rein.
nach dieser woche muss ich meine meinung über die silvretta revidieren, durch die enorme weitläufigkeit ist durchaus platz für individualität, die tourenmöglichkeiten sind enorm. ich werd auf alle fälle wiederkommen, es gibt noch sehr viele plätze die es wert sind entdeckt zu werden.