nach einer recht kurzen zwischensaison und einem sehr interessanten und - mit wildspitze, königsspitze und ortler in nur drei tagen - auch anständigen start in die sommersaison bekomme ich ende juni eine mail von iris. iris ist die frau von stefan herbke, einem bergjournalisten aus deutschland mit dem ....
.... ich einige interessante projekte in den letzten wintern gemacht habe. unsere gemeinsamen unternehmungen waren allesamt weit weg von den normalen standardrouten, alle touren waren auch zumindest zumteilneu für uns. wir haben versucht neue wege zu finden und bekannte, bereits ausreichend dokumentierte gegenden und berge neu zu entdecken. nach unseren projekten hatten wir stets ein lächeln imgesicht,waren zufrieden und freuten uns etwas spezielles, interessantes gemacht zu haben. wir fühlten uns wie kleine kinder die die welt entdecken, jede - wenn vielleicht auch nur theoretische -möglichkeitwird in erwägung gezogen. oft kamen dabei halt auch sehr, sehr gute skitouren und routenkombinationen raus. zumindest wir empfanden so 😁.
stefan feiert heuer ende juli seinen 50zigsten, iris möchte ihm etwas spezielles, unvergessliches schenken. was?, das überlässt sie mir 😃. die einzige bedingung ist, es sollte noch dieses jahr sein, nicht erst irgendwann im kommenden winter.
in meinem kopf beginne ich sogleich mögliche varianten durchzuspielen.
was könnte ihm gefallen? gefallen würde ihm natürlich viel, aber es sollte schon etwas besonderes sein. da stefan ein begeisterter und ausgesprochen guter skifahrer ist, lenke ich meine gedanken eigentlich sehr schnell in diese richtung. wo kann man im sommer skifahren, und wo würde es ihm (und natürlich auch mir 😁) gefallen?
grönland, spitzbergen, neuseeland, asien und die antarktis fallen mir ein, aber wo war er schon? und wo machts auch sinn?. besonders heuer, in diesem extremen sommer.
stefan hat schon viele gegenden mit ski bereist. am anfang tu ich mir schwer, bin aber eigentlich schon am selben abend voll mit der tourenplanung beschäftigt. für mich ist diese geschichte wertvoller als ein sechser im lotto. ich darf mir irgendeine gegend auf unserer erdkugel aussuchen auf der ich gerne mal skitouren machen und skifahren möchte, und habe einen starken, experimentierfreudigen partner dabei. der traum eines jeden abenteuerlustigen bergführers!
meine erste wahl fällt eigentlich noch am selben wochende auf chile, die internetreserche und ein telefonat mit einem schon vor ort gewesenen bergführer überzeugen mich.
gleich am nächsten morgen in der früh rufe ich iris an und erzähle ihr von meiner idee. es dauert keine zwei minuten und ich bekomme ihr ok. skifahren an teilweise aktiven vulkanen, auf einem fremden kontinent, kombiniert mit einem roadtrip durch ein wunderschönes land: wir beide sind uns sicher, dass dieses geschenk 'das' richtige für stefan ist.
stefan und ich waren letzten märz gemeinsam am ätna, genau zu der zeit als er zweimal ausgebrochen ist.
während ich total begeistert vom damals erlebten war, kann man seine faszination für die kombi vulkane und ski kaum übertreffen. er war kurz darauf nochmal in sizillien, hat sich mehr oder weniger heimlich an den carabinieros vorbeigeschlichen um noch bessere bilder der erruptionen zu bekommen. auch war er mit ski!! am teide auf teneriffa.
also kurzum: ich war mir sicher, die kombination chile, skifahren und vulkane passt.
jetzt ging die arbeit für mich aber erst richtig los:
führer- und kartenmaterial suchen, reiseplanung machen, auto, unterkünfte und flüge organisieren.
nach intensiver internetsuche war ich mir dann sicher, ausreichend literatur gekauft und informationen zusammengetragen zu haben, um planungstechnisch das für uns optimalste aus dieser reise herausholen zu können.
bei der auswahl der gipfel war für mich schnell klar, dass weniger die hohen berge (im norden santiagos), sondern die landschaftlichen interessanten, freistehenden vulkane im süden chiles für uns interessant sein werden. allein beim gedanken von so einem schneebedeckten kegel richtung chilenischen dschungel und lavastränden abzufahren und anschliessend als spezial apres-ski version in einer von den vielen heissen quellen zu baden, will man sofort in die skischuhe hüpfen und loslegen. da die einzelnen vulkane jeweils mindestens 100km fahrstrecke entfernt voneinander liegen, bot sich ein geländetaugliches mietauto an, unterwegs sollten wir dadurch auch ausreichend gelegenheit haben land und leute kennenzulernen, soweit man von kennenlernen bei einem gut zweiwöchigen trip überhaupt sprechen kann.
circa 2 wochen nach dem ok für die reise habe ich dann die flüge gebucht und einige der unterkünfte vorreserviert. die buchung des mietautos stellte mich vor das vorläufig grösste hindernis: ein geländegängiger, bezahlbarer allrader mit vollkaskoversicherung schien in chiles mietwagenszene nicht zu existieren. weitere zwei wochen, unzählige mails und telefonate später war ich dann mit dem ergebnis zufrieden, hoffte aber die schwer erkämpfte vollkasko nicht in anspruch nehmen zu müssen.
aber wer weiss, im zustieg zum berg bis zum schnee zählt das motto 'lieber schlecht gefahren als gut gegangen' 😉.
jetzt hiess es für mich erstmal im ,sommermodus' weiterarbeiten und abwarten: das grundgerüst der reise stand. ich war gespannt wie das geschenk stefan gefällt.
kurz:
er hat sich seeehr gefreut!
die gemeinsame reise beginnt für uns am flughafen in münchen. gegen 19.00 heben wir richtung madrid und santiago de chile ab. in santiago werden wir von einem hilfsbereiten flughafenmitarbeiter an den horden wartender reisender vorbeigelotst um noch rechtzeitig unseren weiterflug nach temuco zu erwischen. der stress war umsonst, in chile laufen die uhren ein wenig langsamer als bei uns, wir haben durch eine flugverspätung ausreichend zeit. da uns aber heute noch gute 3h und 400km fahrt zu unserem ersten standort bevorstehen, werden wir beide zum ersten mal ein wenig nervös. was, wenn der flug erst spät nachmittags oder abends in temuco ankommt?
mit gut vier stunden verspätung landen wir in temuco, genug zeit um doch noch bis chillan zu fahren. dort soll das wetter morgen zumindest noch bis mittag halbwegs gut passen, der rest der angestrebten gipfel dürfte morgen schon eher bescheideneres wetter haben. also mietauto abholen, und los geht eine abenteuerliche fahrt gen norden. abenteuerlich, weil wir beide eigentlich keine ahnung haben was uns auf den chilenischen strassen erwartet und abenteuerlich, weil sich stefan aus unseren strassenkartenmaterial gleich mal eine abkürzung rausgesucht hat. durch diese abkürzung bekommen wir zum ersten mal einige eindrücke wie die leute im chilenischen hinterland leben und registrieren, dass sich die strassenzustände in kürzesten abständen komplett verändern können und dass unserem kartenmaterial nur bedingt zu vertrauen ist. nach einigen, meiner meinung nach durchaus berechtigtem, zweifeln ;-), kommen wir am späteren abend in unserer unterkunft an.
es regnet wie aus strömen, wir sind die einzigen übernachtungsgäste. mein magen knurrt, aber wir können uns nicht mehr aufraffen, nochmal loszuziehen und ein restaurant hier im nirgendwo zu suchen. ich plündere einen teil des bereitgestellten frühstücks, richte noch grob die sachen für morgen früh her und haue mich auf's ohr. insgesamt vierzig stunden anreise machen sich nun doch bemerkbar. das einzige das ich noch mitbekomme ist der dauerregen der auf's dach unserer unterkunft prasselt.
der erste skeptische blick nach draussen am nächsten morgen: die letzten wolken verziehen sich gerade: scheisse - es ist ja wirklich schön.
stefan sitzt schon mehr oder weniger abmarschbereit am frühstückstisch, ich bekomme fast ein wenig stress. schnell frühstücken, sachen packen, alles wieder rein ins auto und rauf ins bereits geschlossene skigebiet.
die ersten meter mit fellen bzw. die ersten skischwünge fühlen sich wie jedes jahr sehr ungewohnt, gleichzeitig aber auch sehr schön an.
das vorgeplänkel ist vorbei, jetzt gehts endlich los, deshalb sind wir hier :-).
gleich vom anfang an heisst es für mich spuren, der schnee im unteren bereich ist tief und schwer, wird aber je höher wir kommen immer besser. wir beide freuen uns bereits jetzt auf das runterfahren. es gibt mit sicherheit schlimmere möglichkeiten eine neue wintersaison zu starten ;-).
nach ca. 600hm, am oberen ende des bereits geschlossenen skigebietes entscheiden wir uns, nicht zum nevados de chillan zu gehen, sondern den näheren vulkan chillan nuevo zu versuchen. das wetter schaut nicht mehr so prickelnd aus und der wind ist bereits stark mit der eindeutigen tendenz noch zuzunehmen. weiters sparen wir uns einiges an wegstrecke, abfahrtstechnisch schaut der nuevo sowieso interessanter aus.
was wie ein katzensprung ausgeschaut hat, zieht sich nun während des aufstiegs ganz schön in die länge. die anreise liegt uns doch noch ein wenig in den beinen. es ist ein phänomen, das wir bereits am ätna beobachtet haben und anscheinend vulkane an sich haben: es ist unglaublich, wie sehr die dimensionen an solch gleichmässigen, freistehenden kegeln täuschen können. erst am ende dieses trips habe ich meine einschätzungen der realität halbwegs anpassen können.
der chillan nuevo ist ein ziemlich 'neuer' vulkan. erst nach unserer heimkehr erfahren wir, dass er heuer im frühjahr noch aktiv war. oben angekommen hat der wind sturmstärke. der gipfelaufbau besteht aus mehreren grossen kratern, ich versuche irgendwo einen halbwegs windgeschützen platz zu finden um auf stefan zu warten. inzwischen hat es zugezogen und der wind ist unsympathisch. die letzten 50hm müssen wir zu fuss rauf, der warme boden ist schneefrei. gegen den wind,der es uns ziemlich schwer macht eine halbwegs gerade linie zu laufen, ankämpfend, erreichen wir unseren ersten gipfel auf chilenischen boden. schnell ein foto und runter. durch die warterei ist mir so zu kalt, dass ich sogar die ersten knapp 100hm mit den fellen abfahre, es graust mir vor der arbeit diese abzuziehen und zu verstauen.
meine ersten schwünge diese saison habe ich mir anders vorgestellt ;-), allerdings profitiere ich wahrscheinlich die gesamte restliche saison von diesen paar kurven: offene skischuhe und felle auf den laufflächen - mein timing und die mittellage müssen nun einfach passen ;-).
der rest der abfahrt zaubert uns beiden ein grinsen ins gesicht, vor uns jungfräuliche hänge und ausgesprochen guter schnee.
skifahren ist schon ein geiler sport!
unten am parkplatz angekommen bin ich ziemlich platt. ich bin es gar nicht gewohnt, dass ich derart leere und müde beine habe. konditionell bin ich nach einen intensiven sommersaison ziemlich fit, das skifahren hat mich eigentlich noch nie müde gemacht.
also nichts wie ab zum apres ski, chilenian style.
das bedeutet raus aus dem skigewand und rein in ein thermalbad, also eine heisse quelle. es ist ein ziemlich cooles gefühl, direkt nach einem ausgefüllten skitourentag auf einem anderen kontinent mit einem bier in einer heissen quelle zu relaxen.
aber mit besaufen ist für uns nicht, rein ins auto und wieder gute 3h ins auto setzen. wir wollen noch weiter nach antuco, dem ausgangspunkt für unseren nächsten berg.
stefans abkürzung haben wir dieses mal nicht mehr genommen ;-) ....
in antuco angekommen regnet es was runter geht, die prognose für morgen und die nächsten 3 tage ist nicht gerade berauschend. im hotel sind wir wieder die einzigen gäste, entweder ist hier einfach nichts los oder aber der wetterbericht für morgen stimmt ;-). uns steht heute abend noch ein kleine challenge bevor: beim durchfahren durch den ort antuco - obwohl touristischer als las trancas - präsendierte sich das dorf wie ausgestorben. wir haben allerdings einen riesen kohldampf und müssen uns auf nahrungssuche begeben. und tatsächlich, wir entdecken ein gebäude mit einer leuchtend roten reklametafel auf der 'abierto' steht. aufgrund der fotos von durchaus essbaren dingen an der aussenfassade wagen wir uns hinein und hoffen, nicht in einem chilenischen massagesalon gelandet zu sein.
im 'wohnzimmer' der besitzer angekommen wecken wir erst mal den hausherrn von seinem liegesofa auf und versuchen mit händen, füssen, charme und dem google translater etwas zu essen zu bestellen. eine speisekarte gibt es nicht, und so erwarten wir gespannt auf das georderte .die je 1,2l bier sind schon mal ein guter anfang und der anschliessende 2l Suppentopf pro nase schmeckt eindeutig besser als er aussieht.
auch durch die hauptspeise kämpfen wir uns tapfer. nachdem wir zum bezahlen den wieder im tiefschlaf schnarchenden el casero nochmal stören mussten, verlassen wir zufrieden und satt das lokal. unser erster 'richtiger' kontakt mit der lokalbevölkerung lief interessant und auch ein wenig spannend ab. wie wir im laufe unserer reise noch laufend feststellen werden, sind die einheimischen hier im süden chiles sehr, sehr hilfsbereit und offen gegenüber der landessprache nicht mächtigen gringos.
der nächste morgen bringt uns das bereits befürchtete wetter, es regnet immer noch in strömen. wir beschliessen erstmal zuzuwarten und haben das erste mal ein wenig zeit uns zu sortieren. stefan möchte gleich weiter nach malalcahuello fahren, unserem standort für die nächsten vier nächte. ich dränge dazu, dass wir zumindest bis zur laguna de la laja, dem ausgangspunkt für den vulkan antuco, fahren. ich möchte die örtlichen gegebenheiten zumindest ein wenig kennen, auch wenn eine skitour heute null sinn macht. aber vielleicht komm ich ja mal wieder her und dann weiss ich, was mich bei der zufahrt erwartet. wie ist die strasse, wie lang dauerts, ist alles leicht zu finden, würde ein 'nicht allrader' auch reichen - das sind fragen die einem durch den kopf gehen wenn man zum ersten mal in einer gegend ist, die man nicht kennt.
und da wir ja genug zeit haben fahren wir von antuco richtung vulkan, der freundliche herr am eingang des nationalparks erklärt uns dass die strasse nur ein stück weit offen ist. zumindest glauben wir, das so verstanden zu haben.
ich kämpfe mich mit unseren ganzjahresreifen durch immer höher werdenden schnee, es schaut so aus dass wir nicht mal bis zur laguna kommen. nach einigen weiteren metern in einer recht steilen ausgesetzten kurve ist dann schluss mit fahren, wir müsssen uns geschlagen geben. also, ausser spesen nichts gewesen.
wir fahren weiter nach malalcahuello, ins dortige thermenhotel. stefan hat meine ursprüngliche unterkunft ein wenig upgegradet - im nachhinein keine schlechte sache. wenn der wetterbericht für die nächsten tage einigermassen stimmt, sind die annehmlichkeiten eines besseren hotels nicht zu verachten. nach dem check-in hauen wir uns gleich ins warme schwimmbad, auch dieses hotel ist mit insgesamt 4 gästen eher spärlich belegt. am selben tag fahren wir noch nach corralco, dem skigebiet am fusse des vulkan lonquimay. der starke sturm oben an der talstation gibt uns einen kleinen vorgeschmack darauf was uns die nächsten tage erwarten könnte. ich hab das gefühl, das selbst das auto nicht mehr hunderprozentig safe am boden steht. 1500m weiter oben dürfte es noch sehr viel ungemütlicher sein.
die nächsten zwei tage verbringen wir mit anderen abläufen als ursprünglich geplant: aufstehen, wetterbericht checken, frühstücken, wetterbericht, in der gegend rumfahren, wetterbericht, doch mal schauen ob die schneeketten passen, wetterbericht checken - hoffentlich stimmen die angekündigten 2m neuschnee nicht, scheisse - die ketten passen nicht, wie ist die lawinensituation wenn's oben das schneit was hier unten als regen runterkommt. dann endlich die erkenntnis - der wetterbericht wird nicht besser je öfter wir draufschauen.
dank google translate glauben wir, gemeinsam mit der rezeptionistin eine naturtherme ausgemacht zu haben - die halbtägige fahrt dorthin entpuppt sich als ziemlicher reinfall, das wetter vor ort und die immer schlechter werdende schlammpiste durch den chilenischen dschungel zwingen uns bereits nach kurzer stippvisite zur rückfahrt.
ein weiterer ausflug am nächsten tag endet durch die neuschneefälle auch früher als geplant, wir vertreiben uns wie kleine kinder die zeit mit dem durchfahren der doch beträchlichen wasserpfützen. bei uns würd's heissen - land unter.
unsere halbstündlichen kontrollaufrufe der verschiedenen wetterberichte lässt uns ein wenig nervös werden, wir erweiteren die wetterabfragen auf einen deutlich grösseren bereich.das ergebnis ist das gleiche, langsam nervt's. hans saler, ein ausgewanderter deutscher, schreibt uns via telefon dass eine solche regenperiode sehr untypisch für diese jahreszeit ist, aber dann halt auch dauern kann.
bei einem kaffeklatsch in einer lodge treffen wir eine gruppe südtiroler, sie sind schon über eine woche hier und haben überhaupt noch keinen gipfel machen können. man merkt dass die stimmung ein wenig angespannt ist, die leute investieren doch einiges an geld und zeit.
nach drei tagen warten zeichnet sich endlich ein lichtblick ab, morgen sollte es lt. wetterbericht ab mittag aufreissen und dann für zumindest eineinhalb tage ein wetterfenster geben. am abend und während der nacht geht aber immer noch die welt unter, ich bin kritisch.
gemütlich gehen wir zum frühstück, es regnet noch und die wolken hängen tief. während wir essen bilden wir uns ein dass es heller wird, und nachdem wir beide eindeutig einen blauen fleck am himmel ausmachen können, beschleunigen wir das 'esstempo' doch beträchlich. wir wollen los. endlich.
also rauf ins skigebiet, der allrader macht seinen job. das skigebiet corralco ist mit zwei sesselliften und drei schleppliften eines der grösseren in chile, es ist auch recht viel los. da aber ein zubringerlift noch nicht läuft, werden die grossteils jungen rennläufer per skidoo zu zwei offenen liften geshuttelt. wir starten gleich mit den fellen und verlassen recht schnell das skigebiet.
die motivation nach den vergangenen downdays ist riesig, während des aufstiegs freuen wir uns über jeden neuen blick der sich für uns auftut.
nach den enormen niederschlägen bin ich anfangs lawinentechnisch ein wenig kritisch, ein augenschein vor ort lässt mich allerdings entspannen: dadurch dass der schnee derart nass vom pazifik reinkommt, ist der schneedeckenaufbau ein ganz anderer als bei uns. und so kann ich beim aufstieg und auch bei der anschliessenden abfahrt eine schöne, harmonische linie wählen und wir müssen uns nicht zu fuss über die abgeblasenen rücken und grate quälen, wie anfangs befürchtet.
am gipfel ist es fast windstill, der ausblick beeindruckend. besonders der unglaublich mächtige vulkan llaima, unsere ziel für morgen geizt nicht mit seinen reizen.
die ebenfalls benachbarten vulkane sierra nevada und tolhuaca, weitere geplante ziele müssen wir auf grund der verangegangenen schlechtwetter- und dadurch ruhetage leider streichen.
wir überschreiten den lonquimay, die abfahrt durch die pulvrige südseite entschädigt eindeutig für die letzten tage. ein guter tag und auch ein verpätestes geburtstagsgeschenk für meinen gestrigen geburtstag.
der 07. oktober ist 'llaima' tag. wir organisieren einen früheres frühstück, der wetterbericht hat für den nachmittag eine wetterverschlechterung und stark zunehmenden wind vorhergesagt. und bis jetzt haben die wetterfrösche eigentlich hundertprozentig recht gehabt.
wir fahren über interessante strassenabschnitte ca. 1h richtung vulkan und stefan bemerkt, dass sich meine fahrweise anscheinend recht schnell an die örtlichen gegebenheiten und die schlaglöcher angepasst hat. oder ich einfach sehr motiviert zum skitourengehen bin :-). stefan muss da jetzt durch ;-), ich will loslegen, der berg fasziniert mich. wir entscheiden uns für die längere tour über die nordseite, hoffen früher sonne und auch weniger wind abzubekommen.
der zustieg zum eigentlich berg ist bereits faszinierend, zum ersten mal sind wir total in der 'pampa' und vor uns liegt ein gewaltiger brocken berg, der durch die arakaudienwälder noch exotischer wirkt.
der plan mit der frühen sonne ist aufgegangen, mit dem wind leider nicht. je höher wir kommen, umso stärker pfeift es uns um die ohren. der berg steilt die letzten 1000hm noch mal gewaltig auf und während stefan früh auf die steigeisen wechselt, kämpfe ich mich noch mit fellen, später auch mit zusätzlichen harscheisen die eisige flanke hoch. als auch für mich nichts mehr mit ski an den füssen geht, muss auch ich auf fussmarsch umstellen. bereits die platzsuche für den umbau auf steigeisen in diesem eisigen hang und das montieren der ski auf dem rucksack wird zum projekt, ich muss mich auf alles das leichter als 3kg ist drauflegen, sonst fliegt's davon.
der wind hat mittlerweile sturmstärke erreicht, der fussaufstieg ein reiner kampf. immer wieder versetzt es mich um meter und der lärm der schlagenden kapuzze nervt gewaltig. jeder, der sich mal bei solch extremen wetterbedingungen einen berg hochgekämpft hat weiss, wie solche äusseren umstände einem die substanz rauben können. ich sehe unter mir, das stefan die ski an einem depot zurückgelassen hat, er kämpft sich ohne die windanfällige last weiter nach oben. sinnvoll wärs, aber ich möcht halt auch gern direkt vom gipfel abfahren. und somit heisst's für mich weiterhin: kopf runter, stöcke rein und bloss nicht zu oft auf den höhenmesser schauen. dieser gipfelhang täuscht ganz brutal: der gipfel schaut so nah aus, jeder blick auf die aktuelle höhe ist aber sehr ernüchtigend - mühsam ernährt sich das eichhörnchen ;-). kurz unter dem gipfel wird's mir dann auch zu blöd, ich kann kaum mehr stehen geschweide denn mich halbwegs ökonomisch fortbewegen. stefan ist bereits auf den weg nach unten, ihm war der wind zu heftig. auch für mich ist der gipfel zur reinen kopfsache geworden, ich muss mich ziemlich quälen. ich suche mir ein windgeschütztes loch zwischen den unrealistisch anmutenden anraumskulpturen und lasse meine ski zurück. die ersten meter ohne ski auf dem rücken fühle ich mich wie neugeboren, kurz darauf hat mich aber die realität wieder - ich bewege mich mehr oder weniger kriechend weiter. die freude auf dem gipfel ist gross, heute bin ich's meinem innneren schweinehund gewesen. machmal mag ich auch solche tage, man spürt die macht der natur und auch seine eigenen grenzen.
der boden zwischen dem anraum ist teilweise warm, ich finde tatsächlich ein gemütliches - warmes und windstilles - plätzchen um meine gipfelzigarette zu rauchen. über beindruckende eisgebilde steige ich wieder zu meinem skidepot ab, tief unten sehe stefan am fuss des gipfelhanges auf mich warten. vorsichtig schwinge ich über eine mischung aus anraum, eis und bruchharsch die ersten meter mit verriegelter bindung hinunter, ich hab keine lust hier kopf voraus hinunter zu rutschen. der schnee wird aber mit jedem meter hinunter besser, das kupierte gelände macht trotz des nassen schnee's im unteren teil richtig spass. zurück beim auto trinken wir unser wohlverdientes bier, ich bin zufrieden.
aufgrund der wetterprognose für den nächsten tag haben wir einen teil unseres weiteren reiseablaufes bereits gestern abgeändert. wenn der wetterbericht stimmt (und das hat er bis jetzt), dann dürfte das wetter morgen im bereich von antuco besser sein als weiter im süden in pucon. und da uns der freistehende antuco sowieso mehr reizt als zwei alternativen im südlichen teil, beschliessen wir nach dem llaima wieder gen norden zu reisen.
in antuco quartieren wir uns wieder im gleichen hotel wie vor ein paar tagen ein, suchen uns wieder ein spannendes abendessendomizil aus, und wachen morgens wieder durch den aufs dach prasselnden regen auf. ein dejavu? hoffentlich nicht, der wetterbericht stimmt uns positiv und bis jetzt hat er ja immer gestimmt.
also starten wir richtung ausgangspunkt, heute schaffen wir es auch tatsächlich bis zur talstation des miniskigebietes, das heute offiziell sogar geöffnet haben soll. es gibt auch ein paar menschen, die aufgrund des regens genau wie wir auch, in ihren autos verharren. es schaut nicht so aus, dass das skigebiet heute wirklich aufmacht. wir können allerdings eine gruppe skitourengeher ausmachen, die kurz darauf in der nebeluntergrenze verschwindet. wir beschliessen, noch zuzuwarten. keiner von uns hat grosse lust, innnerhalb kürzester zeit komplett durchnässt zu sein. als es aber ein wenig heller wird, gibt stefan sein ok, er will los.
wir folgen der skipiste, der für uns ev. interessant gewesene lift scheint schon länger nicht mehr in betrieb zu sein. nach ca. 500hm am oberen ende des skigebiets treffen wir auf eine gruppe fussgänger die sich gerade häuslich einrichten. der nebel ist hier bereits superdicht, ich folge der spur der anderen gruppe. zwei uns nachfolgende franzosen sehen wir hier zum letzten mal. nach kurzer zeit wird mir die vorhandene spur - weil viel zu flach - zu blöd, ich vertraue auf meinen instinkt und meinem gps ;-) und zweige richtung gipfel ab. mein plan ist es, die flachsten hangpartien auszunützen, dort sollte es am einfachsten sein eine halbwegs ökonomische spur raufzulegen. windzugewandt nerven immer wieder abgeblasene stellen und eisplatten die den rythmus gehörig auseinander bringen können. mit hilfe des gps-gerätes und immer wieder sichtbar werdenden felsrücken taste ich mich nach oben. es ist stockdunkel, der hang wird mit zunehmender seehöhe immer steiler. auch an diesem berg ist es unglaublich, wie sich ein anstieg in die länge ziehen kann. blicke auf den höhenmesser vermeide ich, die aktuellen höheninfos die stefan haben möchte, verschönigte ich zu unseren gunsten. wir beide hoffen, dass wir oben aus der nebeldecke rausschiessen werden und sich beeindruckende 'higher than the clouds' momente abspielen werden. sehr kurze hellere wetterphasen geben zumindest ein bisschen 'berechtigte' hoffnung.
leider bestätigt sich diese hoffnung nicht, es wird eigentlich immer noch dunkler. teilweise können wir uns schon bei wenigen metern abstand nicht mehr sehen. am gipfel angekommen bläst uns der sturm anständig ins gesicht, die aussicht ist gleich null, das einzige was wir sehen können sind wieder ein paar eisgebilde. schade.
von der anderen gruppe keine spur, die sind sicher nicht bis ganz rauf.
die abfahrt ist sehr speziell - es ist schon ein eigenartiges gefühl, komplett ins nichts loszustarten. ich fahre gerne ski - gerne auch bei anspruchsvollen verhältnissen - aber ohne irgendeine ahnung zu haben wie sich das gelände entwickelt, braucht der erste schwung schon überwindung. die vermutung, dass vulkane recht gleichmässig aufgebaut sind, ein wenig gottvertrauen und ein kurzer google pictures check ;-) helfen dabei, die skispitzen ins tal zeigen zu lassen.
und so tasten wir uns mit recht vielen orientierungspausen wieder runter richtung tal. dieser berg muss bei guter sicht ideale skihänge haben - steil und gleichmässig.
für uns war's leider nur ein gutes skitraining.
trotz der 500km fahrstrecke extra die uns dieser berg gekostet hat und trotz der unwirtlichen umstände: wir haben etwas gemacht, haben uns hochgekämpft und sind skigefahren. es hat sich gelohnt.
nach dem nebeltag am antuco fahren wir noch weiter nach pucon, einer kleinstadt am villarricasee ca. 400km südlich von uns.
pucon hat sich in den letzen jahren zu einem urlaubshotspot für chilenen entwickelt, es ist der touristischte ort den wir auf dieser reise antreffen werden. grund dafür sind sicher der wunderschöne see, die vielen outdoormöglichkeiten und nicht zuletzt der beeindruckende vulkan der die ganze gegend überragt. der villarrica ist der aktivste vulkan chiles, bei guten wetter- und passenden luftdruckverhältnissen kann man das magma im inneren des kraters erkennen. die lokalen outdooranbieter pilgern sommer wie winter mit richtigen kolonnen auf den gipfel, die gruppen rutschen dann mit rutschtellern wieder runter richtung parkplatz. ein megatouristischer berg , also genau das was ich liebe :-(.
leider ändert sich der - eigentlich gute - wetterbericht nun wieder zu unseren ungunsten, wir sind uns unsicher ob der berg morgen sinn macht. stefan will den villarrica unbedingt bei schönen wetter machen, verständlich. trotz der beliebtheit ist dieser vulkan sicher ein highlight dieses trips. ein telefonat mit hans saler, der uns übermorgen auf einer tour begleiten möchte, bestätigt unsere befürchtungen. er glaubt nicht an gutes wetter, wir sollen uns besser eine naturtherme anschauen.
in der früh des nächsten tages ist das wetter nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. stefan telefoniert nochmal mit hans, vielleicht kann uns der local eine wettertendenz mitteilen, die wir als touristen nicht sehen. er weiss es aber auch nicht wirklich.
ich möchte zumindest mal hochfahren ins skigebiet - nicht losgehen und den tag in einer therme verbringen, können wir immer noch. über nacht hat es ein wenig geschneit, die strasse ins skigebiet ist sportlich steil und mit einigen gräben und abstürzen neben dem weg gespickt. grad und grad kommen wir hoch zur talstation, oben angekommen ist es neblig und windig. stefan ist nicht besonders motiviert, trotzdem warten wir. eine retourfahrt mit dem auto ist mir im moment noch eindeutig zu heiss, wir würden zu 99% im graben landen. ich motiviere stefan zum losgehen, umdrehen können wir immer noch, alles ist besser als hier im auto herum zu lungern.
also starten wir los, folgen einem graben östlich der lifttrasse und erreichen einen sessellift, der schon länger nicht mehr in betrieb sein dürfte. später erfahren wir, dass dieser nur im sommer für die villarrica-alpinisten fährt.
inzwischen hat der starke wind den berg von den wolken freigeblasen, vielleicht haben wir ja schwein und das wetter hält. immer wieder schaue ich mich um, wir sind im moment tatsächlich alleine am berg unterwegs :-). wetterbericht sei dank.
die landschaft während unseres aufstieges ist beeindruckend: überall surreale eisgebilde, über uns der villarrica mit seiner symptomatischen Aschewolke. abwechselnd tropische und arktische temperaturen machen den anstieg auch recht speziell. wir ziehen das tempo ein wenig an, die wolkenobergrenze scheint sich nach oben hin zu bewegen, immer wieder ziehen neue wolkenfetzen und nebel durch.
hoffentlich hält das wetter noch bis wir am gipfel sind. ich bin ein wenig voraus, gebe ordentlich gas, will unbedingt vor den wolken oben sein. oben am gipfelkrater bin ich leider total in wolken eingehüllt. es ist aber nur die aschewolke die vom starken wind in meine richtung geblasen wird. seit dem ätna weiss ich dass so eine aschewolke dir durchaus den atem nehmen kann, und so laufe ich an den nördlichen rand des kraters um aus dem gefahrenbereich zu kommen. ich vermute das stefan noch ca. eine halbe stunde braucht, also begebe ich mich ein wenig auf erkundungstour im gipfelbereich. ich möchte gerne herausfinden ob wir irgendeine chance haben, das leuchtende magma zu sehen. dieses vorhaben stellt sich als schwierig heraus, ich habe durch die aschewolke und den sturm überhaupt keine chance den exakten kraterrand auch nur ungefähr auszumachen. und ein schritt zu weit nach vorne ...
ich mache ein paar fotos, heut hat's geklappt mit 'higher than the clouds' und gehe zurück um stefan in empfang zu nehmen.
ich erkläre ihm die lage, gemeinsam gehen wir die strecke zum höchsten punkt. auch er ist total fasziniert von der situation hier oben und ich bin froh, dass er trotz des fehlenden magmastrahls happy ist. ich hab schon befürchtet, dass wir im falle schlechter sichtverhältnisse nochmal hier raufmüssen ;-). nach einer kleinen schrecksekunde, ich bin durch ein von anraum bedecktes loch gebrochen, fahren wir über wunderschöne hänge und mulden zurück zum auto. nach so einem erlebnis macht das skifahren noch mehr spass. heute haben wir dem wetterbericht getrotzt.
am abend sind wir bei hans saler, einer unglaublichen perönlichkeit zum essen eingeladen. nach einem abenteuerlichen leben ist er mit seiner frau, zwei lamas, einem pferd und zwei hunden auf einer kleinen farm oberhalb des villarricasees sesshaft geworden. hans wird uns morgen auf den quettrupillan begleiten, einem versteckten vulkan in der nähe. nach heute abend bin ich fasziniert von diesem mann, freue mich auf morgen. googelt diesen ihn mal, es lohnt sich. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Hans_Saler und
https://www.google.de/amp/www.sueddeutsche.de/panorama/die-tragoedie-am-nanga-parbat-auf-der-anderen-seite-der-wand-1.920952!amp
der nächste morgen bringt wieder durchwachsendes wetter, trotzdem treffen wir uns wie ausgemacht nach dem frühstück mit hans. nach gestern ist die hoffnung dass die wetterfrösche sich irren durchaus berechtigt. hans fährt mit uns richtung quettrupillan, einem vulkan der im schatten des bekannten villarrica steht. dieser vulkan wäre auch ohne hans auf unserer to do liste gestanden, ohne das lokale knowledge von hans wäre die anreise und zufahrt zum berg allerdings deutlich weniger entspannt und mit vielen fragezeichen behaftet gewesen. hans lotst uns durch unzählige abzweigungen und weggabelungen, auch wäre mit unserem ,standard suv‘ deutlich früher schluss mit fahren gewesen. sollte es ein nächstes mal für mich an diesem berg geben, habe ich vorgesorgt - ab dem verlassen der hauptstrasse bin ich nun stolzer besitzer eines gps tracks.
hans legt gleich vom start weg ein ordentliches tempo vor, der mann ist fit. die szenerie und landschaft ist total anders als bei den vorherigen touren - ich fühle mich als wäre ich irgendwo in kanada. wir folgen hans, er steuert mit der sicherheit des ortskundigen durch den immer dichter werdenden dschungel. die warnung vor unnachgiebigen bambusgeäst notiere ich mit einem lächeln, bei der abfahrt werde ich aber nochmal daran erinnert werden. hans gibt speedmässig immer noch nicht nach und will meist ohne grosse richtungsänderungen nach oben, und so bleibt stefan wenig zeit zum fotografieren dieser speziellen atmosphäre. ich haste hans hinterher und bin froh dass ich ihm beim erzählen zuhorchen darf und selber nicht viel reden muss. dieser mann hat bis dato ein unglaubliches leben gelebt und ist wahrscheinlich der zufriedenste mensch den ich kenne. hans erzählt, und so vergeht die zeit bis wir die waldgrenze erreichen wie im flug. das wetter bleibt auch beim weitergehen noch so la-la, immer wieder lockert aber der nebel auf und gibt den blick auf die idealen hänge die vor und hinter uns liegen, frei.
kurz vor dem gipfel werden die hänge wieder steiler - das scheint ein 'vulkan typisches' phänomän zu sein und wieder bestaunen wir die angefrorenen eisgebilde in gipfelnähe. von diesem anraum kann man sich eigentlich nicht sattsehen - jede skulptur, jede figur und jeder eiszapfen ist anders. es ist unglaublich wozu die natur im stande ist. kurz vor erreichen des gipfelkraters bereitet hans uns auf den unglaublichen ausblick in nördlicherer richtung vor, leider machen uns wolken und nebel aber einen strich durch die rechnung. natur ist natur.
nach einer kurzen pause an einem windgeschützten platz geht's an die abfahrt. der schnee ist super, die sicht macht die sache allerdings spannend - ich muss immer wieder eine kurze standortbestimmung machen um den idealweg durch das kupierte gelände zu finden. die abfahrt durch den dschungel ist auch durchaus anspruchsvoll - der schnee ist nass, die bäume und stauden stehen eng. immer wieder haken schlagend und die hand wie ein - sich verteidigender - boxer schützend vor das gesicht haltend bahne ich mir meinen weg nach unten.
die heutige skitour auf den quetrupillan war sehr schön, die eindrücke ganz anders als bisher. vielen dank an hans saler, du hast den heutigen tag zu etwas sehr besonderen gemacht. sollte ich wiedermal in die gegend zum skitourengehen kommen, werde ich auf alle fälle versuchen wieder einen tag mit hans zu organisieren.
gestern sind wir noch ca. 3h richtung süden gefahren um unsere herberge für die nächsten 2 tage zu beziehen. wir haben uns im hotel nothafagus einquartiert, einem luxusresort in huilo-huilo. die gesamte anlage ist sehr speziell in den dschungel integriert, man hat wirklich das gefühl mit dem wald zu leben. zu diesem resort gehört auch ein bereits geschlossenes, privates miniskigebiet am fuss der vulkane mocho und choshuenco, unseren zielen für heute. die strasse hinauf in diesen privaten funpark gehört zum nationalpark bosque nevado. die nationalparks in chile sind in privatbesitz und gerade bei dieser zufahrt gibt es des öfteren probleme. im hotel wird uns gesagt, dass es für uns nicht möglich sein wird die strasse hinauf zum berg zu benutzen, der security am eingang wird uns die auffahrt verweigern. es nützt auch nichts dass ich mich ziemlich aufrege und auch die uns vorgeschlagene alternative option ist keine option für uns. ziemlich angepisst fahren wir los, wollen es einfach mal probieren. und da am eingangsportal zum nationalpark grad niemand im weg steht, entscheiden wir es einfach zu riskieren. ich bleibe nicht stehen und somit hat der wachmann keine möglichkeit uns die weiterfahrt zu verwehren. einige kontrollblicke in den rückspiegel bestätigen - wir werden nicht verfolgt ;-).
aufgrund der schneemassen müssen wir unser auto ein wenig unterhalb stehen lassen, diese ersten meter durch einen spannenden märchenwald lohnen sich aber auf alle fälle. wär schade gewesen diese eindrücke im wald zu versäumen.
nach passieren der waldgrenze steigen wir über ideales skigelände in richtung der beiden vulkane auf. der mocho ist ein steiler, - einem ufo ähnelnder - mit ski bis zum gipfel machbarer kegel. der minimal niedrigere und nur ca. 1h mehraufwand entfernte choshuenco besteht ganz oben aus steilen felsen und eis.
wir entscheiden uns erstmal für den mocho - wir sind ja zu skifahren hier - und werden den choshuenco je nach lust, laune und wetter ev. noch dranhängen.
während des aufstieges - dieser berg zieht sich genauso wie allen anderen vulkane zuvor - beobachten wir kritisch das wetter. eigentlich ist es gut, der starke wind bringt aber immer wieder dichte wolken und nebel in den bereich des gipfelaufbaus. bei sturmstärke kämpfen wir uns über den immer steiler werdenden gipfelaufbau nach oben und freuen uns wie kleine kinder wenn der nebel die beeindruckende umgebung für ein paar sekunden freigibt. am gipfel haben wir dieses mal mit ausnahme des windes glück, wir können ein paar tief- und weitblicke erhaschen.
nach der abfahrt über den gipfelaufbau entscheiden wir auf den choshuenco zu verzichten - wir wollen beide heute nachmittag lieber die annehmlichkeiten unseres luxusdomizils geniessen. das hotel war ja schliesslich scheissteuer :-).
ein kurze - aufgrund der sprachbarriere positiv für uns verlaufende - diskussion mit dem unten wartenden securitymann später liegen wir auch schon im luxuspool des hotels :-).
frisch ausgeruht steht uns am nächsten morgen ein intensiver tag bevor: wir fahren gute 3h nach antillanca, wollen im anschluss auf den vulkan casablanca steigen und noch am selben tag noch bis zum refugio teski am osorno weiterfahren.
der casablanca ist gerade mal 1990m hoch, soll aber ein überragender aussichtsberg sein. nach einer mühsamen anreise starten wir erst kurz vor mittag mit dem anstieg, durch die westseitige exposition der hänge sollte es keine gröberen schnee- oder lawinenprobleme geben.
mit der aussicht wurde uns nicht zuviel versprochen, während des steigens bin ich eigentlich nur damit beschäftigt soviel landschaft wie möglich aufzusaugen.
wir entscheiden uns für den etwas längeren weg entlang einiger rücken, bei der wahl der abfahrtsroute sind wir uns anfangs ein wenig uneinig. meine befürchtung, dass das gelände mit ausnahme des gipfelaufbaus unlohnend zum skifahren ist, bewahrheitet sich zum glück nicht. der schnee ist genau richtig aufgefirnt und so geniessen wir die abfahrt trotz kurzem gegenaufstieg in vollen zügen.
nach einem schnellen gipfelbier beim auto fahren wir weiter in richtung osorno, dem letzten vulkan unserer reise. der osorno ist ein durch seine schiere grösse, form und lage beeindruckender vulkan oberhalb des zweitgrössten sees chile. durch seine lage nah am pazifik sind die verhältnisse an diesem berg allerdings oft schlecht, die wetterbedingungen lassen oft keine besteigungen zu - man braucht ein wenig glück.
und wie es ausschaut haben wir glück - das wetter soll gut sein und der wind sollte unter der 100 km/h marke bleiben. für chilenische verhältnisse also ein traumtag, der wind hat sich diese wochen ja zu unserem ständigen begleiter entwickelt. ich glaub, ohne wind würd mir fast was fehlen ;-).
gegen 18.00 erreichen wir das refugio teski am fuss des osorno. es handelt sich dabei um eine recht einfache skihütte, ähnlich einer westalpenhütte. ich bin ein wenig enttäuscht: nachdem wir die letzten zwei wochen total einsam unterwegs waren und wir am berg nicht einmal andere frische zivilisationsspuren entdeckt haben, ändert sich hier die situation schlagartig: überall steht ski- und tourenmaterial herum und bergsteiger sitzen in der sonne auf der terrasse. meine motivation schwindet ein wenig, ich fühle mich plötzlich wie auf einer venter- oder spaghettirunde zu ostern.
selbverständlich kann ich mir nicht erwarten auch diesen berg exclusiv für uns zu haben, ich bin halt von den letzten wochen ein wenig verwöhnt. ein herdentier war ich noch nie.
ich komme ins gespräch mit einem argentinischen guide der mir erzählt, dass der grossteil der hier herumlungernden bergsteiger heute schon oben - oder zumindest am berg - war. ein kleiner lichtblick der allerdings sogleich wieder schwindet als ich am nachbartisch mindestens zehn landsleute aus wien ausmache. das kann's ja wohl nicht sein :-(. ich achte tunlichst darauf, mich nicht als österreicher zu erkennen zu geben und freue mich, dass auch die wiener heut schon am osorno waren.
somit bleiben für morgen nur noch der argentinier, eine gruppe fussgänger und wir zwei. der argentische guide mit seiner schweizer kundin und die fussgänger starten schon sehr früh, stefan und ich beschliessen frühestens um 8 uhr loszugehen. der aufstieg und die abfahrt am osorno sind nach westen ausgerichtet, die stark verblasenen und morgens eisigen hänge sollten im lauf des tages besser werden.
und so starten wir ca. 1,5 bis 2 stunden nach den anderen. schon der aufstieg ist ein würdiger abschluss dieses skitourentrips: während uns die ersten sonnenstrahlen im gesicht kitzeln, liegt unter uns der riesige lago llanquihue. je höher wir kommen umso beeindruckender wir die aussicht: nach norden zu hat sich eine geschlossene wolkendecke gebildet - nur die höchsten berge schauen durch -, weiter nach westen und im süden bleibt der blick offen.
der gipfelaufbau des osorno beeindruckt, der hang ist steil, die letzten ca. 50hm auf das gipfelplateau besteht der berg anscheinend nur noch aus anraum. augrund einer perfekten spur kommen wir auch im steilen, eisigen gelände gut mit skiern an den füssen voran, die fussgängergruppe liegt schon lange weit hinter uns.
wir haben steigeisen, pickel und seil dabei, eigentlich war der plan die ski am beginn der eisgebilde zu deponieren. ich möchte mir allerdings noch eine option offen lassen oder zumindest stefan die möglichkeit für ein paar gute fotos bieten und so nehmen wir die ski über die steilen eisgebilde mit rauf. seil und pickel sind aufgrund der guten spur nicht notwendig. nach überwindung der steilstufe fotografieren wir noch einige aufstiegsszenen und staunen nach erreichen des höchsten punktes nicht schlecht über die erneuten neuen tief- und weitblicke. der berg hat schon was, einzig der starke wind ist wieder ein wenig lästig, mitterweile ist es schon zum ritual geworden alle sachen gegen das wegfliegen durch 'sich darauflegen' zu sichern ;-).
durch den eisigen wind vermuten wir das die schneequalität westseitig eher bescheiden bleibt und so mache ich stefan den vorschlag den berg zu überschreiten.
wir können ostseitig sehr steil vom gipfel einfahren, auf die sonnige nordseite queren und dort soweit abfahren dass wir noch halbwegs sinnvoll zum parkplatz rüberqueren können. ist halt eine quererei, aber auf alle fälle besser als uns westseitig gleich vom anfang an die blomben aus den zähnen rausschlagen zu lassen. stefan ist einverstanden, in meinen eigentlichen plan weihe ich ihn erst ein wenig später ein.
nach ein paar ruppigen metern bei der einfahrt queren wir wie geplant nach norden und stoppen. wenn wir zum auto zurück wollen besteht unsere abfahrt aus mehr oder weniger querfahren, der blick nach norden hinunter lädt uns allerdings mit idealen skihängen zum runterfahren ein. der schnee ist nordseitig hunderprozentig auch besser, wenn nicht sogar annähernd perfekt. ich beginne stefan die nordseitige abfahrt schmackhaft zu machen, meine argumente leuchten ihm ein. das einzige problem bzw. fragezeichen dabei ist, das wir halt irgendwo in der pampa enden. lt. karte gibt es zwar ab ca. 800m seehöhe eine strasse oder einen weg, diese strecke ist halt ca. 14km lang bis wir in die zivilisation kommen. ein blick auf's handy zeigt dass wir bereits hier kein netz haben und weiter unten wahrscheinlich auch nicht. also normalerweise kein taxi vom beginn der fahrstrasse. ich verdränge diese ungewissheiten, will trotzdem runterfahren. ich bin bereits feuer und flamme für die komplette nordseitige abfahrt und freue mich wie ein kleines kind als stefan zustimmt. ein abenteuer, und unten angekommen werden wir schon was tun ;-). heut machen wir uns total fertig und morgen blau :-). ein würdiger abschluss.
der schnee und die skihänge sind ein traum. ich bin total euphorisch, habe das gefühl noch nie in meinem leben so guten firn gefahren zu sein. vielleicht ist's aber auch nur weil ich mich so freue etwas spezielles zu machen und einer bereits beeindruckenden tour nochmal die krone aufsetzen. ich liebe es einfach neue, nicht für jeden erkennbare wege zu entdecken. der schnee ist auf alle fälle ein traum und so cruisen wir entspannt bergab. kurz vor erreichen der baumgrenze tauchen wir in die wolkendecke ein, über die letzten schneereste mogeln wir uns soweit ess geht nach unten.
das hat leider auch zur folge, dass wir ein wenig von der idealroute bis zur strasse abkommen. durch den nebel geht die übersicht verloren, aber das kümmert mich im moment nicht besonders, die ski tragen müssen wir ja so und so.
einige meter funktioniert das zu fuss gehen auch noch recht gut, mein plan dem ausgetrockneten bachlauf zu folgen scheitert aber an immer wieder auftauchenden felsabbrüchen. und so probieren wir den weg direkt durch den dschungel. es sind noch gut 150hm bis zur strasse. diese recht bescheidene höhenmeterzahl ist in den meisten europäischen wäldern locker in 15-30min zu schaffen. im chilenischen dschungel stellt uns diese lächerliche wegstrecke allerdings vor ein unüberwindliches hindernis. wir waren chanchenlos auch nur 100m! in den dschungel reinzukommen. der wald war so dicht, dass wir für 50 horizontale! meter bis zu 15min brauchten. und nur zur veranschaulichung: wenn wir beide weiter als 20m voneinander entfernt waren, hatten wir keine chance mehr uns zu sehen. ich ziehe mir sogar meine skiklamotten aus, hab angst das neue gewand durch die nadeln zu zerstören. jetz weiss ich warum es chilenischer dschungel und nicht chilenischer wald heisst ;-).
was nun?
stefan schlägt vor wieder aufzusteigen und sobald es sinn macht mit ski zum parkplatz rüberzuqueren. ich bin kritisch, oberhalb der waldgrenze besteht die nordwestseite aus tiefen lavagräben, ich denke eine querung macht keinen sinn und will es nach kurzem aufstieg an einer anderen stelle durch den dschungel probieren bis zum weg probieren.
wir diskutieren, sind uns uneinig. wahrscheinlich hat stefan recht, ein wiederaufstieg könnte das kleinere übel sein. denn selbst wenn wir in einer endlichen zeit die strasse erreichen, stehen uns immer noch 14km fussmarsch bevor bis wir die ersten häuser erreichen.
lt. karte müsst es ab ca. 1600m seehöhe möglich sein, durch schräg querendes abfahren wieder zum auto zurückzukommen. also 600 extrameter aufstieg für uns. ich bin ein wenig angepisst, hab eigentlich keine lust mehr hier noch hochzuspuren. am meisten aber ärgere ich mich über mich selber, durch die euphorie dieser überschreitung bin ich im unteren bereich einfach nicht sorgfältig genug mit der linienwahl gewesen. aber rumjammern nützt jetzt nichts, und so mühen wir uns über die rücken und täler wieder ein stück die nordseite hoch. ich immer noch in der skiunterwäsche, es ist scheissheiss.
bei 1600m macht eine querung aber immer noch keinen sinn, nach weiteren gut 300 - sich unglaublich ziehenden - höhenmetern können wir endlich die felle runterreissen und beginnen abzufahren. bereits nach den ersten schwüngen ist allerdings die ganze qual des wiederaufstiegs schon wieder vergessen, der schnee ist jetzt auch westseitig perfekt :-). und so endet ein sehr spezieller tag nach 2600hm firn bei einem bier auf der aussichtsterrasse des refugio teski.
wir sind müde, aber sehr, sehr zufrieden. auch an einem supertouristischen, oft überlaufenen berg wie dem osorno lassen sich noch abenteuer erleben.
man muss sie nur erkennen.